Förderung für Heizungsoptimierung läuft Ende 2020 aus
Viele Sanierungen von Heizungsanlagen bleiben häufig hinter den erwarteten Einsparungen zurück. Ursache hierfür ist häufig ein fehlender hydraulischer Abgleich. 10 – 20 % Effizienzverlust sind hier häufig die Regel. Aus diesem Grunde hat die Bundesregierung im August 2016 ein Förderprogramm aufgelegt, um die Heizungsoptimierung durch den Austausch von Hochefffizienzpumpen und den hydraulischen Abgleich zu verbessern. Mit einer Förderquote von 30 % können sowohl die Berechnungen, die für einen funktionierenden hydraulischen Abgleich erforderlich sind, als auch die hierfür notwendigen Komponenten wie Pumpen, Regelventile, Regelungstechnik gefördert werden.
Hintergrund des hydraulischen Abgleichs
In unseren Wärmeversorgungsverteilnetzen muss das Heizungswasser dorthin transportiert werden, wo es gebraucht wird. Aber Wasser geht zunächst einmal den Weg des geringsten Widerstandes und das ist nicht immer dort, wo das Heizungswasser eigentlich gerade benötigt wird.
Aus dem Leben gegriffen
Der Klassiker ist, dass sich das Gäste-WC direkt über dem Heizungskeller befindet. Alle Heizköper habe praktisch die gleichen Ventile und sind nicht abgeglichen. Das heißt, dass der Heizköper im Gäste-WC bereits mehr Durchfluss bekommt als der große Heizkörper im Wohnzimmer. Hierdurch strömt zu viel Heizungswasser praktisch ohne Auskühlung direkt wieder zum Heizkessel zurück, während der oder die Heizkörper im Wohnzimmer unterversorgt bleiben. Wenn jetzt auch noch das Fenster im Gäste-WC offensteht möglicherweise vergessen wurde es wieder zu schließen, öffnet das Thermostatventil umso mehr und verschärft die Situation noch mal deutlich. Meist wird dann der Heizungsbauer gerufen, der die Umwälzpumpe höher einstellt oder gar gegen eine größere Pumpe austauscht. Dies führt möglicherweise zu Geräuschproblemen, weil die Strömungsgeschwindigkeiten in der Heizungsanlage zu hoch sind. Danach wird dann ein Überströmventil eingebaut, um die Strömungsprobleme wieder in den Griff zu bekommen.
Das Ergebnis:
- Es wird überall warm und die Geräuschprobleme sind weitestgehend behoben
Aber auch:
- Die Rücklauftemperatur ist deutlich gestiegen
- Die Temperaturspreizung ist minimal
- Der Wirkungsgrad der Heizungsanlage sinkt
- Im Falle einer Wärmepumpe sinkt die Arbeitszahl (z.T. drastisch)
- Die Nutzung von regenerativer Energie wird erschwert
- Bei Brennwertanlagen findet keine Brennwertnutzung mehr statt
- Die Stromaufnahme der Umwälzpumpe ist exponentiell, das heißt um ein Vielfaches gestiegen (Eine Verdopplung der Umwälzmenge bedeutet eine Verachtfachung der Stromaufnahme)
Analogie Blutkreislauf
Ähnlich wie bei der Blutzirkulation in unserem Körper, der unseren Blutstrom permanent anpasst, ist dies auch in der Heizungsanlage erforderlich. Im menschlichen Körper funktioniert dies dynamisch, indem dass sich die Adern verengen oder erweitern. Hierdurch kann beispielsweise das Gehirn mit zusätzlichem Blut versorgt werden, beispielsweise wenn wir besonders viel denken oder den Magen, wenn wir verdauen.
So funktioniert die Berechnung für den hydraulischen Abgleich
In einer Heizungsanlage funktioniert dies selbstverständlich nicht durch eine Variation der Rohrdurchmesser. Stattdessen setzt man Regelventile ein, die die Widerstände in Teilabschnitten der Rohrleitung vergrößern oder verkleinern. Auf diese Weise verteilt sich das Heizungswasser so, dass es dorthin kommt, wo es benötigt wird.
Die Frage ist nur, wieviel Heizungswasser und welche Durchflussmenge benötigt jeder Heizkörper oder Heizkreis, um den Raum oder das Gebäude ausreichend mit Wärme zu versorgen. Die Wärme, die benötigt wird, ist die, die über die Hüllflächen und über Lüftung verloren geht und nicht über passive Wärmequellen (Sonneneinstrahlung, die Abwärme von Personen oder Geräten etc.) abgedeckt ist. Hierzu ist es erforderlich, eine Heizlastberechnung zu erstellen. Nach Auslegung der Heizflächen zum Beispiel von Heizkörpern, Lufterhitzern, Fußbodenheizung oder anderen Flächenheizungen wird dann über die zur Verfügung stehende Wärmetauscherfläche die hierfür benötigte Wassermenge und Temperaturspreizung berechnet. Hieran anschließend werden dann die erforderlichen Widerstände berechnet, die benötigt werden, um die Wassermenge im System gleichmäßig zu verteilen.
So wird die Anlage einreguliert
Das Ergebnis der Berechnung sind dann die erforderlichen Einstellwerte an den Ventilen und Regeleinrichtungen. Nachdem die berechneten Einstellwerte für die Ventile vom Heizungsbauer in der Anlage einreguliert wurden, ist der hydraulische Abgleich fertig. Das Heizungswasser kann sich nun gleichmäßig auf alle Heizflächen so verteilen, dass immer die Wassermenge dort ankommt, wo sie benötigt wird.
Hierdurch kann die erforderliche Pumpenleistung insgesamt stark reduziert werden.
Aus eigener Erfahrung
Aus eigener Erfahrung können wir berichten, dass wir bei einem nachträglich durchgeführten hydraulischem Abgleich in einem Gründerzeithaus mit 7 Wohnparteien den Erdgasbezug witterungsbereinigt um 15 % senken konnten und durch die im Zuge der hydraulischen Optimierung ausgetauschte Pumpe gegen eine Hocheffizienzpumpe eine Reduktion beim Pumpenstrom um 90 % erzielt haben. Dies kein Einzelfall.
Der Austausch von Hocheffizienzpumpen alleine bringt sicherlich eine gewisse Einsparung. Den vollen Nutzen erreichen Hocheffizienzpumpen aber erst in Kombination mit einem hydraulischen Abgleich.
Weitere Möglichkeiten des hydraulischen Abgleichs
Das hier beschriebene Verfahren soll einen groben Einstig in diese Thematik ermöglichen. Tatsächlich gibt es je nach Situation und Anwendung unterschiedliche Methoden der Einregulierung. Neben der hier beschriebenen Einregulierung über Differenzdruck gibt es aber auch Verfahren zur Einregulierung mittels Konstantvolumenstromreglern bis hin zu dynamischen und bedarfsorientierten Verfahren. Eine komplette Beschreibung dieser Möglichkeit würde an dieser Stelle jedoch den Rahmen dieses Beitrags sprengen.
Hindernisse für einen hydraulischen Abgleich
Bedauerlicherweise wird der hydraulische Abgleich häufig vernachlässigt oder ignoriert, obwohl hier große Potentiale schlummern. Häufig sind Heizungsbauer mit der Berechnung überfordert und raten aus diesem Grund von einem hydraulischen Abgleich ab. Das ist verständlich, aber nicht zielführend. Ein weiterer Grund für einen Verzicht auf einen hydraulischen Abgleich ist, dass eine ingenieurtechnische Planung oder Baubegleitung der Sanierung aus Kostengründen gescheut wird. Wie die Zahlen zeigen, ist dies jedoch ein Ansatz, der sich später rächt. Zudem werden viele Leistungen durch Förderprogramme unterstützt.
Förderung noch bis zum Ende des Jahres nutzen!
Dass die hydraulische Optimierung zum Ende des Jahres ausläuft, bedeutet nicht, dass diese Leistung nicht mehr förderfähig ist. Allerdings sind sie dann nicht mehr förderfähig, wenn der Wärmetauscher bereits saniert ist. Da der hydraulische Abgleich ohnehin Vorschrift ist bei einer Sanierung oder Neuinstallation und zudem in den Förderprogrammen für innovative Heiztechnik ebenfalls mit gefördert wird, ist dann ab nächstem Jahr ein nachträglicher hydraulischer Abgleich nicht mehr förderfähig. Wer also eine Heizungsanlage hat, die noch zu gut ist, um saniert zu werden, hat daher dieses Jahr noch die Möglichkeit, seine Anlage zu optimieren und die Optimierung hierbei mit 30 % gefördert zu bekommen.
Falls Sie hier für sich Bedarf sehen, freuen wir uns auf Ihre Ansprache.
Titelbild: Hydraulischer Abgleich macht Ihre Heizung effizienter | Quelle: Verbraucherzentrale.de